Äthiopien: Neu aufflammende Konflikte zerrütten das Land
Seit April regiert Abiy Ahmed in Äthiopien, dem Land am Horn von Afrika. Zwar hat er mit dem langjährigen Konfliktpartner Eritrea Frieden geschlossen, jedoch konnte er die ethnischen Konflikte in dem Vielvölkerstaat bislang nicht beruhigen. Mitte dieses Jahres flammten erneut ethnisch motivierte Gewalttaten auf, die hunderte Menschen zur Flucht zwangen.
Auslöser für die erneuten Gewaltausbrüche in der Region rund 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Addis Abeba sind vor allem Spannungen über die Nutzung von Land. Äthiopien ist dicht besiedelt, weshalb die Konkurrenz um Weideland und andere Ressourcen besonders groß ist. Laut dem Leiter der äthiopischen Katastrophenschutzbehörde, Mitiku Kassa, sei der Konflikt durch Provokationen von Sicherheitskräften und Regierungsvertretern ausgelöst worden, die unterschiedliche Gruppen für politische Zwecke gegeneinander ausspielen wollten 1)DW: Hunderttausende Menschen in Äthiopien auf der Flucht; Artikel vom 03.08.2018.
In Äthiopien leben rund 100 Millionen Einwohner und darunter mehr als 80 verschiedene Ethnien. Unter den zahlreichen Volksgruppen gibt es immer wieder Konflikte um Ressourcen 2)Spiegel Online: Gewaltsame Proteste in Äthiopiens Hauptstadt; Artikel vom 17.09.2018. Besonders die Gruppe der Oromo beklagt seit Jahren, von anderen ethnischen Gruppen diskriminiert zu werden. Zu den Konflikten um Ressourcen kommt die Armut, die bewaffnete Auseinandersetzungen befeuern. Trotz des raschen Wirtschaftswachstums zählt Äthiopien laut UN- Statistiken immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein weiterer Aspekt ist die harte Hand, unter der das Land lange regiert wurde. Ganz friedlich ist die Lage auch nach dem Amtsantritt von Regierungschef Ahmed nicht, da zum Beispiel die Opposition nicht im Parlament vertreten ist. Jedoch hat er Hunderte politische Gefangene freigelassen und Oppositionelle von der Terrorliste gestrichen 3)NZZ: Eine Million Menschen in Äthiopien auf der Flucht; Artikel vom 03.08.2018. Zudem versprach er politische Reformen, um für einen besseren Ausgleich unter den Volksgruppen zu sorgen 4)NTV: Tödliche Unruhen in Äthiopien; Artikel vom 04.07.2018.
Trotz den Bemühungen der Regierung müssen viele Äthiopier vor der Gewalt fliehen- die Sicherheitslage im Land ist angespannt. Mehr als eine Million Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen vor ethnisch motivierter Gewalt geflohen. Dabei wurden allein im Juni dieses Jahres mehr als 900.000 Menschen zur Flucht gezwungen. Die meisten fliehen innerhalb der Grenzen Äthiopiens. Obwohl das Land seit Jahren Menschen aus vielen Teilen Afrikas Schutz bietet, ist es nicht auf die hohe Zahl an Binnenflüchtlingen vorbereitet: Sie müssen auf engstem Raum übernachten, haben kaum angemessene Kleidung, die sie vor der Kälte schützen kann und auch die Nahrungsmittel sind knapp. Hinzu kommt eine akute Bedrohung durch Cholera, wobei sich die Infektionsgefahr durch die beginnende Regensaison nochmals drastisch erhöht 5)DW: Hunderttausende Menschen in Äthiopien auf der Flucht; Artikel vom 03.08.2018. Abgesehen von den jüngsten Gewaltausbrüchen zwischen den Volksgruppen waren nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration vorher schon fast 300.000 Menschen vor Dürre und Überschwemmung aus ihren Dörfern vertrieben worden.
Humanitäre Hilfe wird zwar geleistet, dennoch erschwert die instabile Lage des Landes die Arbeit der Helfer. Diese warnen vor einer humanitären Katastrophe. Sollte die Hilfe also nicht schnell verstärkt werden, könnte das schlimme Folgen für die Menschen in Äthiopien haben. Eine Mitarbeiterin des Internationalen Roten Kreuzes warnt: Die Krise sei überhaupt nicht auf dem Radar der internationalen Gemeinschaft und die Konsequenzen dieses Versäumnisses könnten entsetzlich sein 6)DW: Hunderttausende Menschen in Äthiopien auf der Flucht; Artikel vom 03.08.2018.
Auch wenn die Regierung Äthiopiens versucht die Lage im Land zu verbessern, muss die internationale Gemeinschaft aufwachen. Äthiopien droht in eine humanitäre Krise zu stürzen!
Fußnoten und Quellen:
Werner Unverzagt
Veröffentlicht um 19:24h, 09 OktoberDie deutschen Botschaften im Ausland sind elten in der Lage, eine objektive Einschätzung der aktuellen Lage zu vermitteln, da sie nur das wiedergeben, was die offiziellen ihnen sagen. Sie haben selten die Verbindung zum Volk auf der Strasse in Städten und auf dem flachen Land, wo Menschen Not leiden.
Die deutsche Regierung hilft nur der eigenen Wirtschaft, um ihr Aufträge zu verschaffen mit den Krediten des Ministeriums für internationale Zusammenarbeit.