Wie Babypuder den Konflikt in Afghanistan befeuert
Babypuder wird aus dem Mineral Talkum gewonnen, das mitunter auch in Afghanistan abgebaut wird. Talkum ist zudem auch in Kosmetika, Farbe und Autoteilen zu finden. Das Mineral wird in Minen im östlichen Afghanistan in der Provinz Nangahar abgebaut. In einer Gegend, wo der IS und die Taliban um die Kontrolle und die Macht kämpfen. 1) The Guardian: Western consumers fund extremism by buying talcum powder, claims study: Veröffentlicht am 23.05.2018 2) Reuters: Baby powder helping fund Islamic State in Afghanistan: report: Veröffentlicht am 22.05.2018
Ein Investigativ Report von Global Witness, der vor kurzem veröffentlicht wurde, brachte ans Licht, wie Talkum aus der umkämpften Gegend in Afghanistan in europäischen Produkten landet und hierzulande verkauft wird. Der Bericht zeigt, dass auch Talkum zu den „Blood Minerals“ zählt, genauso wie Diamanten damals im Sierra Leone Konflikt. 3) The Guardian: Western consumers fund extremism by buying talcum powder, claims study: Veröffentlicht am 23.05.2018 4) Reuters: Baby powder helping fund Islamic State in Afghanistan: report: Veröffentlicht am 22.05.2018
Dass die Taliban Talkum abbauen und zur Finanzierung nutzen, ist mittlerweile gesichert. Doch seit einiger Zeit versucht auch der Islamische Staat die Kontrolle über Minen im Achin Distrikt zu gewinnen, wo auch die Hochburg des IS liegt. Das scheint Teil seiner neuen Strategie zu sein, denn auch in anderen Ländern wie Syrien und im Irak finanzieren er sich durch den Abbau und die Raffinierung von Erdöl und anderen Mineralien. Die Taliban und der IS haben schon mehrere Auseinandersetzungen über die Kontrolle der Minen geführt und laut einigen Quellen soll der IS auch versuchen, eine Straße nach Pakistan zu bauen, um das Talkum besser exportieren zu können. Zudem gibt es in der Gegend um Achin weitere wertvolle Minerale, so zum Beispiel Chromeisen und Marmor. Zum Transport nach Pakistan wurden bisher die schon längst vorhandenen Schmuggelrouten der Drogenhändler benutzt. 5) The Guardian: Western consumers fund extremism by buying talcum powder, claims study: Veröffentlicht am 23.05.2018 6) Reuters: Baby powder helping fund Islamic State in Afghanistan: report: Veröffentlicht am 22.05.2018
Es soll bis zu 2000 illegale Minen in Afghanistan geben, einige davon werden von der lokalen Bevölkerung betrieben, die meisten jedoch sind in der Hand von Rebellengruppen. Für die Taliban ist der illegale Bergbau so lukrativ und wichtig, dass sie ihr eigenes Bergbauministerium, das sogenannte Dabaro Comisyoon, etabliert haben. Es vergibt sogar „offizielle“ Taliban Lizenzen zum Abbau von Mineralien, erhebt Steuern und verantwortet den Schmuggel in die Nachbarländer. 7) World Politics Review: As Afghanistan’s mining race stalls, the Taliban and ISIS tap into illegal mines: Veröffentlicht am 05.01.2018
Die USA und Europa sind die größten Abnehmer des afghanischen Talkums. So sollen sowohl die Taliban als auch der IS mehrere Hunderttausend Dollar durch den Talkum Handel jedes Jahr einnehmen, mit denen sie weiter den Konflikt in Afghanistan und verschiedenen Nachbarstaaten finanzieren und am Laufen halten. So werden jährlich 400 000 Tonnen Talkum aus Afghanistan über Pakistan in die USA und Europa exportiert, obwohl Pakistan nur knapp 100 000 Tonnen Talkum selbst produziert. Die Taliban sollen durch den Schmuggel der verschiedenen Konfliktmineralien aus Afghanistan jährlich mehrere Millionen Dollar einnehmen. Talkum ist die zweitwichtigste Einnahmequelle der Taliban, nach dem Schmuggel mit Betäubungsmitteln. 8) The Guardian: Western consumers fund extremism by buying talcum powder, claims study: Veröffentlicht am 23.05.2018 9) Reuters: Baby powder helping fund Islamic State in Afghanistan: report: Veröffentlicht am 22.05.2018 10) Khaama Press: Taliban and ISIS smuggling talc worth millions of dollars to Pakistan: Veröffentlicht am 23.05.2018 11) World Politics Review: As Afghanistan’s mining race stalls, the Taliban and ISIS tap into illegal mines: Veröffentlicht am 05.01.2018
Der afghanische Staat hat bisher wenig unternommen den illegalen Handel mit Talkum zu unterbinden und die Präsenz des Staates ist auch in vielen Gegenden Afghanistans noch sehr schwach. Zudem schafft es die afghanische Regierung nicht, auf legalem Wege für den Abbau der Mineralien zu sorgen und somit fließt viel Geld an der Staatskasse vorbei und macht es schwierig, eine funktionierende Wirtschaft und Demokratie in dem krisengeschüttelten Land aufzubauen. Auch ein internationales Verbot von 2015 hatte bisher wenig Auswirkungen, da auch wichtige Politiker mit involviert sein sollen. Nach der Veröffentlichung des Reports von Global Witness wurde wohl ein Sonderkomitee gegründet, dass sich der Situation in Nangahar annehmen soll, weiteres zum Vorgehen will die Regierung im Laufe der Woche bekanntgeben. 12) Reuters: Baby powder helping fund Islamic State in Afghanistan: report: Veröffentlicht am 22.05.2018 13) World Politics Review: As Afghanistan’s mining race stalls, the Taliban and ISIS tap into illegal mines: Veröffentlicht am 05.01.2018
Für die Bevölkerung in Afghanistan hat der illegale Bergbau eine Vielzahl an negativen Folgen, da keinerlei Vorschriften dabei eingehalten werden müssen. So landen oft Schwermetalle in den Flüssen und auf den Feldern der Bauern. Aber vor allem haben die Rebellengruppen dadurch ein gutes Einkommen und so kann der nun schon fast 17 Jahre anhaltende Konflikt in Afghanistan am Leben gehalten werden und die Menschen leiden weiterhin unter den kriegsähnlichen Bedingungen und unter ständiger Anspannung. 14) Eurasiareview: Illegal Mining: Headache for Afghanistan Government, international and local investors- OpEd: Veröffentlicht am 12.02.2018
Als Europäer können wir mit unseren Kaufentscheidungen oftmals direkt die Konflikte in anderen Teilen der Welt beeinflussen, daher sollten wir von den großen Konzernen fordern, keine Konfliktmineralien zu verwenden und auch dafür einstehen, dass die internationale Gemeinschaft ein strengeres Verbot für Konfliktmineralien aus Afghanistan verhängt. Nur so kann den Rebellengruppen ihre Einnahmequelle und damit ihr Einfluss entzogen werden und dann hat auch ein demokratisches Afghanistan in Zukunft eine Chance.
Fußnoten und Quellen:
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