Der Welt-Mädchentag soll auf Diskriminierung und Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen aufmerksam machen
Zum Welt-Mädchentag erstrahlten gestern viele Wahrzeichen in Deutschland in pink. Die Kinderhilfsorganisation Plan International möchte mit dieser Aktion unter dem Motto „Because I am a Girl“ auf die fehlende Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen weltweit aufmerksam machen.
Frauen und Mädchen werden auch heute noch in vielen Bereichen diskriminiert und benachteiligt. Häufig sind sie sozial schlechter gestellt als Jungen und Männer, haben weniger Entscheidungsmacht über ihr Leben und sind in ihren Grundrechten stärker eingeschränkt. Über 130 Millionen Mädchen weltweit gehen nicht zur Schule. Sie haben so kaum eine Chance, dem Leben in Armut zu entkommen und ihre Rechte wahrzunehmen. 1) Entwicklungspolitik Online: Welt-Mädchentag. Plan International startet Beleuchtungsaktion für Rechts von Mädchen; 11.10.2017
Für den neuen Bericht zur Situation von Mädchen hat Plan International unter anderem Jugendliche in Kolumbien, Uganda und Spanien befragt. Die Erzählungen zeigen, dass Mädchen regelmäßig durch Vorurteile, Aggression und Frauenfeindlichkeit daran gehindert werden, ihre Lebenssituation zu verbessern, egal wie sehr sie es versuchen. Zuhause, in der Schule, in der Stadt und in sozialen Medien werden sie immer wieder daran erinnert, dass sie Jungen unterlegen sind. Ihnen wird häufig die Möglichkeit verwehrt, gehört und ernst genommen zu werden. 2)Plan International: 2017: Mädchen bleiben machtlos aufgrund von Gewalt und Diskriminierung; 02.10.2017
In Südasien, Lateinamerika und Afrika gelten Mädchen fast nichts. Sie sind Benachteiligungen und häufig auch Gewalt ausgesetzt. In Indien und China beispielsweise sind Jungen wesentlich höher angesehen. Als Folge davon werden viele Mädchen bereits vor der Geburt abgetrieben.3) Geo: Frauenrechte. Frauen weltweit; Stand vom 12.10.2017 Oftmals werden sie schon früh zur Unmündigkeit erzogen und erfahren weniger Bildung. Während ihre Brüder zur Schule gehen dürfen, müssen sie als Dienstmädchen unter teilweise widrigen Bedingungen arbeiten oder werden zur Prostitution gezwungen. Vor allem in Familien, die in Armut leben, haben Mädchen beim Thema Schulbildung das Nachsehen. Das wirkt sich auch auf die Analphabetenrate aus: Fast zwei Drittel aller Analphabeten weltweit sind weiblich. 4) Unesco: Alphabetisierung; Stand vom 12.10.2017
Hinzu kommen traditionelle Problematiken wie unter anderem die Beschneidung von Mädchen, welche in einigen Teilen Asiens und Afrikas durchgeführt wird. Der Vorgang einer Beschneidung ist sehr schmerzhaft und verursacht sowohl körperliche als auch seelische Schäden. Laut UNICEF sind weltweit bis zu 140 Millionen Frauen durch eine Beschneidung verstümmelt.
Gewalt, Perspektivlosigkeit, Armut und Diskriminierung sind neben Krieg die wichtigsten Gründe, warum Frauen und Mädchen aus ihrer Heimat fliehen. 5) UNHCR: Global Trends. Forced Displacement in 2016; 19.06.2017 „Wir müssen besser darin werden, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern. In den Fluchtregionen sind sie einem unfassbaren Schicksal ausgeliefert und brauchen unsere Hilfe“, so Bundesentwicklungsminister Müller. 6) BMZ: Weltfrauentag. Frauen und Mädchen auf der Flucht schützen und stärken; 08.03.2016
Plan International stellt in dem neuen Bericht eine Reihe von kurzfristigen Maßnahmen vor, um sicherzustellen, dass Mädchen genauso behandelt werden wie Jungen. Des Weiteren wird die Überprüfung von Gesetzen und Politiken gefordert, um Diskriminierung im geschlechterspezifischen Kontext zu beseitigen. „Die Regierungen haben die Pflicht, Mädchen zu schützen, derzeit lassen sie sie jedoch im Stich“, sagt Anne-Brigitte Albrectsen. „Sie müssen geschlechtsspezifische Diskriminierung an den Orten bekämpfen, an denen sie am tiefsten verankert ist.“ Im Bericht wird auch deutlich, dass die Mädchen – trotz all der Barrieren und Vorurteile, denen sie gegenüberstehen – danach streben, den Wandel, den sie benötigen, zu leiten und sich zusammenzutun, um ihn zu erreichen. „Regierungen, Zivilgesellschaft, Medien, Unternehmen, alle Führungspersonen, Schulen, Eltern und Mädchen und Jungen − jeder hat eine Rolle zu spielen“, so Albrectsen. „Die Medien allein könnten einer der mächtigsten Verbündeten der Mädchen sein. Mit ihrer Reichweite und dem Einfluss können sie eine führende Rolle beim Auslöschen von Geschlechterungleichheiten spielen. Unsere Fernsehbildschirme, Radios, Filme, Zeitungen und Social Media haben alle die Macht, hinter verschlossene Türen zu gelangen und Ansichten und Verhaltensweisen zu beeinflussen.“ 7) Plan International: 2017: Mädchen bleiben machtlos aufgrund von Gewalt und Diskriminierung; 02.10.2017
Die Gründe dafür, warum Frauen in vielen Ländern unterdrückt und diskriminiert werden und aufgrund dessen aus ihrer Heimat fliehen, sind vielfältig. Neben kulturellen spielen auch gesellschaftliche, ökonomische und historische Rahmenbedingungen eine Rolle. In Indien ist es beispielsweise eine Tradition, dass Mädchen nach der Heirat in die Familie des Ehemanns übergehen und somit für die eigene Familie verloren sind. Aus diesem Grund ist es den Eltern sehr wichtig, die Jungen auszubilden, da sie später die Altersversicherung sind. 8) DW: Indiens schutzlose Frauen; 29.05.2014 Auch die Religion beeinflusst zum Teil die Rolle der Frau. In islamischen Ländern hat die Auslegung des Koran Auswirkungen auf die Rechte von Mädchen und Frauen. In Saudi-Arabien zum Beispiel sind ihre Rechte stark eingeschränkt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht sogar von „Menschen zweiter Klasse“. 9) Saudi-Arabien Info: Stellung der Frau in arabischen Ländern; Stand vom 12.10.2017
Fußnoten und Quellen:
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