Nigeria: Boko Haram, Flüchtlinge und Menschenhandel
Der interne Konflikt zwischen nigerianischen Regierungstruppen und der Boko Haram erlangte im Frühjahr 2014 große internationale Medienaufmerksamkeit, als 276 Mädchen aus einer Schule entführt wurden. Bis heute fehlt jede Spur von 113 der Mädchen. 1) Bring Back Our Girls; nicht mehr verfügbar
Jedoch hält der Konflikt schon seit 2011 an und hat seitdem 20 000 Menschenleben gefordert und 1,7 Millionen Bewohner der nördlichen Provinzen Nigerias zu überwiegend internen Flüchtlingen gemacht. 2) TRT World: Boko Haram Timeline: From social welfare to international terrorism: Stand 11.09.2017 Die meisten Flüchtlinge haben in Camps rund um die großen Städte wie Maiduguri, Banki und Pulka und den umliegenden Dörfer des Tschad- Sees Schutz gefunden. Jedoch gab es in den letzten Monaten immer mehr Bombenanschläge auf die Flüchtlingscamps, da die jihadistische Gruppe Boko Haram nach einfacheren Zielen sucht, seitdem die nigerianischen Regierungsgruppen stärker gegen sie vorgehen. 3) The Indian Express: Boko Haram ramps up attacks on refugee camps in northeast Nigeria: Aid agency: Veröffentlicht am 18.08.2017
Wegen der prekären Sicherheitssituation mussten einige Hilfsorganisationen vorübergehend ihre Arbeit in der Region einstellen, was die Situation vor Ort nur noch verschlimmerte. 4) The Indian Express: Boko Haram ramps up attacks on refugee camps in northeast Nigeria: Aid agency: Veröffentlicht am 18.08.2017 Die Einwohnerzahl der Stadt Maiduguri zum Beispiel hat sich seit Beginn des Konflikts verdoppelt, dadurch gibt es nur sehr schlechten Zugang zu Trinkwasser, Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und sanitären Einrichtungen. Laut der UN brauchen 8,5 Millionen Menschen in der Region dringend lebenswichtige Hilfsgüter um eine Hungersnot zu vermeiden, denn der jahrelange Konflikt hat den Menschen die Lebensgrundlage geraubt, Ackerflächen und ganze Dörfer zerstört. 5) Reliefweb: North- East Nigeria: Humanitarian Situation Update, July 2017: Veröffentlicht am 31.07.2017
Das World Food Programm der UN hat aber nur 43 Prozent der nötigen Geldmittel erhalten, um den Menschen in der Region zu helfen. 6) Devex: Nigeria Humanitarian Fund aims to streamline emergency funding distribution: Veröffentlicht am 11.08.2017 Hinzu kommt, dass viele Gegenden wegen der Regenzeit und der anhaltenden Kämpfe von den Hilfelieferungen abgeschnitten sind. In einem Flüchtlingscamp außerhalb der Stadt Maiduguri gab es zudem Anfang dieses Monats 14 Choleratote und fast 200 weitere Verdachtsfälle. 7) TRT World: Cholera outbreak leaves 14 dead in northeastern Nigeria: Stand 11.09.2017 Wenn das Hilfsprogramm der UN nicht besser finanziert wird, wird sich für viele Menschen in Nigeria eine sowieso schon schlechte Situation noch deutlich verschlimmern.
Als ob die brutalen Gewaltakte der Boko Haram gegenüber der lokalen nigerianischen Bevölkerung nicht genug wären, steht die Gruppe auch unter starkem Verdacht, in Menschenhandel und Sexsklaverei involviert zu sein. 8) TRT World: Boko Haram Timeline: From social welfare to international terrorism: Stand 11.09.2017 Laut der Internationalen Organisation für Migration ist Nigeria das viertgrößte Herkunftsland in Bezug auf Menschenschmuggel. Die Organisation schätzt, dass 80 Prozent der Mädchen, die aus Nigeria in Europa ankommen, potentielle Opfer des Schmuggels zur sexuellen Ausbeutung sind. Seit 2014, dem Jahr, in dem auch die 276 Mädchen von der Boko Haram aus der Schule entführt wurden, haben sich die Zahlen der Opfer des illegalen Menschenhandels aus Nigeria mehr als versiebenfacht. 9) Sahara Reporters: UK cracks down on modern slavery in Nigeria: Veröffentlicht am 01.09.2017 Frauen und Kinder sind besonders gefährdet, von der Boko Haram für ihre eigenen Zwecke missbraucht zu werden. Während sich viele junge Männer der Boko Haram anschließen, werden Frauen und Kinder als Selbstmordattentäter missbraucht oder sind im Netz des internationalen Menschenhandels gefangen. 10) Sahara Reporters: UK cracks down on modern slavery in Nigeria: Veröffentlicht am 01.09.2017 11) Doctors without borders: Nigeria: Displaced for years in Borno state: Veröffentlicht am 22.08.2017 12) CNN: UK government doubles Nigerian aid package to help fight Boko Haram: Veröffentlicht 31.08.2017
Der Konflikt in Nigeria hat nicht nur viele Menschen aus ihren Heimatdörfern vertrieben und von internationalen Hilfslieferungen abhängig gemacht, sondern begünstigt den Menschenhandel und die Sexsklaverei. Diese sind nach dem illegalen Drogenhandel das lukrativste kriminelle Gewerbe der Welt und somit ein einfacher Weg für die Boko Haram, sich zu finanzieren und die Bevölkerung im Norden Nigerias weiter zu terrorisieren. 13) Sahara Reporters: UK cracks down on modern slavery in Nigeria: Veröffentlicht am 01.09.2017 14)Zeit online: Menschenhandel: Drei Viertel der Opfer von Menschenhändlern sind weiblich: Veröffentlicht am 21.12.2016
Obwohl der Konflikt in Nigeria schon lange anhält, gibt es nicht genug Unterstützung für die nigerianische Regierung, die offensichtlich alleine nicht in der Lage ist, die Situation im Norden des Landes unter Kontrolle zu bekommen. Zudem sind die Hilfslieferungen komplett unterfinanziert und die UN kann eine große Zahl der Lebensmittelhilfen in den betroffenen Regionen nicht leisten. 15) Daily Sabah: UN to cut food aid for Nigeria as funding falls short: Veröffentlicht am 17.04.2017 Nigeria braucht dringend mehr internationale Unterstützung, um die Menschenrechtsverletzungen der Boko Haram zu verhindern, damit die Bevölkerung wieder sicher ist und in ihre Heimatdörfer zurückkehren kann. Zudem muss auch in Europa effektiver gegen den Menschenhandel vorgegangen werden, damit die Opfer wieder in ein normales Leben zurückkehren können.
Fußnoten und Quellen:
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