Digitalisierung wirft neue soziale und ökologische Fragen auf
Aufgrund der rasch voranschreitenden Digitalisierung sind viele Millionen Arbeitsplätze akut bedroht. Dies trifft insbesondere Arbeiter in Entwicklungs- und Schwellenländern, mit einem vergleichsweise niedrigen Bildungsniveau, welche vor allem einfache, jedoch oft körperlich anstrengende Arbeiten verrichten. Können diese Tätigkeiten zukünftig mit Computern gesteuert werden, so bedeutet dies für viele Menschen den Verlust ihres Arbeitsplatzes und damit häufig zugleich den Verlust ihrer Lebensgrundlage. 1) Epo: Negative Folgen der Digitalisierung dürfen nicht ignoriert werden; Artikel vom 17.03.17 Westliche Industrien werden auf Basis der digitalen Revolution die ausgelagerten Arbeitsprozesse verstärkt ins eigene Land zurückholen und gefährden so, einer Studie zu Folge, etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze im globalen Süden. 2) Ing DiBa: Die Roboter kommen; Artikel vom 30.04.15 Eine Folge dessen, welche wiederum der globale Norden zu spüren bekommen könnte, ist eine verstärkt wirtschaftlich motivierte Abwanderung aus den betroffenen Ländern.
Aus ökologischer Perspektive stellt hingegen insbesondere die steigende Nachfrage nach entsprechenden Rohstoffen, die für die Produktion digitaler Geräte notwendig sind, ein wesentliches Problem dar. Rohstoffreiche Länder leiden bereits heute unter den starken Eingriffen der westlichen Industrie zur Gewinnung der zunehmend wertvollen Naturprodukte. Besonders die oft in Kauf genommene Zerstörung der Umwelt hat für die lokale Bevölkerung fatale Folgen. So zeichnen sich viele rohstoffreiche Staaten paradoxerweise zugleich durch eine stark verarmte Bevölkerung aus. Sei es deshalb, weil das Kapital ins Ausland und damit an dem betroffenen Staat vorbei fließt oder aufgrund staatlicher Schwäche, Korruption und starker Ungleichheit. Für die Bevölkerung ist damit häufig ihr Landbesitz die einzige Lebensgrundlage, welche es ihnen ermöglicht, durch Subsistenzwirtschaft den eigenen Bedarf zu decken. Rohstoffabbau in großem Stil schädigt diese Lebensgrundlage meist nachhaltig oder zerstört sie sogar gänzlich. Artensterben, Bodenverseuchung, vergiftetes Trinkwasser und starke Luftverschmutzung durch Brandrohdung großer Waldflächen sind dabei nur einige Beispiele für die tragischen Folgen der wirtschaftlichen Ausbeutung dieser Länder. Viele Menschen haben aus diesen Gründen bereits ihr Land verlassen und sind auf der Flucht nach Europa. Doch ein Einbruch der Nachfrage ist bisher nicht in Sicht, vielmehr wird erwartet, dass beispielsweise der Kupferbedarf bis 2050 auf das Dreifache des heutigen Verbrauchs ansteigen wird. Dies ist auch auf die Kurzlebigkeit der meisten Digitalgeräte zurückzuführen und lässt in kurzer Zeit eine enorme Menge Elektroschrott entstehen. Ohne eine nachhaltigere Nutzung der Geräte lässt sich der Ressourcenverschwendung und deren Folgen jedoch kaum Einhalt gebieten.
Zudem befeuert der ansteigende Rohstoffabbau auch die Zunahme sozialer Konflikte innerhalb der lokalen Bevölkerung. So wurden allein in Peru in den vergangenen zehn Jahren 270 Menschen Opfer solcher Auseinandersetzungen. 3) Epo: Negative Folgen der Digitalisierung dürfen nicht ignoriert werden; Artikel vom 17.03.17 Diese Kontroversen, um die Kontrolle der Bodenschätze, laufen stets Gefahr zu einem Bürgerkrieg oder sogar darüber hinaus zu einem Krieg zwischen Nationen auszuarten. Eine solche Situation lässt sich gegenwärtig beispielsweise in der DR Kongo beobachten, wobei es insbesondere um den Konfliktrohstoff Coltan geht, eine unverzichtbare Ressource für die Elektroindustrie. Soldaten und Rebellen führen dabei einen erbitterten Kampf um die Erträge des Coltan-Geschäfts, welche oft in den Kauf von Waffen investiert werden und somit den Konflikt wiederum anheizen. Auch diese von heftiger Gewalt geprägten Kontroversen liefern daher Gründe, das eigene Glück in einem anderen Land zu suchen.
Der Trend zu mehr Digitalisierung scheint also mit einem Trend zu mehr globaler Ungleichheit einher zugehen, wenn nicht bald politische Entscheidungen zur Abfederung des Prozesses getroffen werden. Zwar ermöglicht die Digitalisierung eine enorme Effizienzsteigerung, schnellere Abwicklung und damit bessere Wirtschaftlichkeit betrieblicher Abläufe, neben diesen zahlreichen Vorteilen, von welchen insbesondere die Menschen der westlichen Industriestaaten täglich profitieren, werden jedoch die Nachteile häufig übersehen. So bedarf es einer Verpflichtung der Unternehmen, sich der Verantwortung für die globalen Folgen ihrer Geschäfte zu stellen, um zu erreichen, dass die Digitalisierung nicht nur zum Wohl eines Teils der Menschheit beiträgt. 4) Epo: Negative Folgen der Digitalisierung dürfen nicht ignoriert werden; Artikel vom 17.03.17 Als ein weiterer Schritt sollte auch ein ressourcenschonender Umgang mit den hoch technologisierten Geräten vorangetrieben werden. Dieser Aspekt betrifft dabei sowohl Unternehmen als auch Konsumenten dieser Luxusgüter. Denn nur so lässt sich eine effiziente und nachhaltige Nutzung der Rohstoffe gewährleisten, welche es uns – jedenfalls in der industrialisierten Welt – ermöglichen, so viele Arbeitsabläufe zu vereinfachen. 5) Bildungsexperten: Arbeit digital – Chancen und Risiken; Stand vom 22.03.17
Fußnoten und Quellen:
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