Tourismus – Müllberge im Paradies
Pauschalreisen liegen im Trend. Immer mehr Reiseunternehmen bieten inzwischen All-Inklusive Urlaube an. Die Urlauber leben dabei in großen Hotelkomplexen, nicht selten mit Pool, Golfplatz und eigenen Restaurants. Die Touristen haben oft kaum Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Selbst die Nahrungsmittel für die Hotelanlagen werden häufig aus den Industrieländern importiert und nicht lokal produziert.
Besonders beliebt sind auch Kreuzfahrturlaube auf riesigen Schiffen. Städte und Küsten von Entwicklungsländern werden angesteuert, die Einheimischen selber können jedoch kaum davon profitieren. Meist legen die Schiffe morgens an und abends wieder ab, die Pensionen, Hotels und Restaurants vor Ort gehen bei dieser Art von Tourismus leer aus. Zusätzlich müssen sie noch unter dem Müll, der von den Traumschiffen aus ins Meer gekippt wird, leben. Ein Kreuzfahrtschiff mit etwa 1.200 Personen an Bord produziert am Tag bis zu 4,2 Tonnen Müll, dazu kommen andere Schadstoffe wie Abwasser und Ölrückstände. 1) Bpb: Die dunklen Seiten des globalisierten Tourismis; veröffentlicht am 26.05.2002 Im Jahr können so bis zu 70.000 Tonnen Müll auf den Schiffen entstehen, ein großer Teil davon geht direkt ins Meer und wird irgendwann an den Küsten angespült. 2) United Nations Environment Programme (UNEP): Tourism’s three main impact areas; veröffentlicht 2001
Tourismus verursacht Unmengen an Verschmutzung, sowohl in Form von Abgasen in der Luft, als auch in Form von Müll. Das zunehmende Ausmaß an Müll ist eine riesige Belastung für die Zielorte der Urlauber. Tourismus kann sich durchaus positiv auf die einheimische Bevölkerung auswirken, wenn die Besucherzahl gering gehalten wird und die Aufnahmefähigkeit der Umwelt nicht übernutzt wird. 3) United Nations Environment Programme (UNEP): Tourism’s three main impact areas; veröffentlicht 2001 Diese Art von Tourismus, meist Ökotourismus genannt, ist Umweltverträglich, stellt jedoch kaum eine neue Chance oder Alternative dar. Meist wird er nur als zusätzliche Einnahmequelle angesehen und auch Ökotouristen nutzen Flugzeuge oder Kreuzfahrtschiffe um von einem Ort an den anderen zu gelangen. 4) Bpb: Die dunklen Seiten des globalisierten Tourismis; veröffentlicht am 26.05.2002 , 5) BfN: Ökologischer Tourismus und Naturtourismus; veröffentlicht am 20.07.2015
Nicht nur auf Kreuzfahrtschiffen verursachen Touristen eine große Menge Müll, sie hinterlassen ihn auch an anderen Reisezielen. Etwa eine Million Touristen reisen jährlich wegen des warmen Klimas und der schönen Natur auf die Malediven. Der daraus entstehende Müll bereitet den Inseln seit langer Zeit große Probleme. Darum wurde schon 1991 von der Regierung beschlossen, all den Müll auf einer einzigen Insel, auf Thilafushi, zu lagern. Die Insel ist nur etwa sieben Kilometer lang und 200 Meter breit und dient allein der Lagerung des Mülls von den Nachbarinseln. Durch Landgewinnungsmaßnahmen wird sie immer weiter ausgebaut, um noch mehr Müll lagern und verbrennen zu können. Täglich werden zwischen 200 und 400 Tonnen Abfall angeliefert, dieser beinhaltet auch gebrauchte Batterien, Asbest, Blei und andere sehr gefährliche Abfälle. Giftige Chemikalien sickern ins Meer und gefährden das umliegende Ökosystem, die Lebewesen und die Korallenriffe. Die meisten Urlauber bekommen von der Müllinsel nichts mit, das einzige was man ab und zu erkennen kann, ist eine Rauchsäule, die durch die Müllverbrennung entsteht. 6) Süddeutsche Zeitung: Sonne, Strand und Müll; veröffentlicht 2014 , 7) Global Magazin: Thilafushi: die Müllinsel der Malediven; veröffentlicht am 04.11.2014
Ein anderes bekanntes Beispiel für die Vermüllung eines Urlaubsgebietes ist die Osterinsel im Pazifik. Etwa 100.000 Touristen besuchen sie jährlich in ihren Ferien. Doch der Müll auf der Insel kommt nicht nur von den Einheimischen und Touristen, er kommt zu großen Teilen auch von dem Müllstrudel im Pazifik. Dieser spült regelmäßig große Mengen Plastik an die Küste. Sie liegt inmitten der Meeresströmungen und leidet unter angeschwemmten Fischernetzen, verendeten Tieren mit Plastik im Magen und Müllbergen. Eine umweltverträgliche Entsorgung des Abfalls ist schwierig für die kleine Insel, besonders da nur etwa 30 bis 40 Prozent der Einwohner ihren Müll trennen. Täglich werden von Einwohnern und Touristen bis zu sieben Tonnen Müll produziert, nur etwa 20 Prozent davon wird auf dem Festland wieder verwertet, der Rest landet auf einer Deponie. 8) Spiegel Online: Eine Insel mit Müllbergen; veröffentlicht am 13.09.2016
Im Nordpazifik treibt schon seit Jahren ein riesiger Müllstrudel, der mittlerweile so groß wie Zentraleuropa ist. Das Plastik ist eine allgegenwärtige Gefahr für Vögel, Fische und Meeressäuger. Der größte Teil des Mülls besteht aus Plastik, dieses braucht mindestens 350 Jahre bis es völlig zersetzt ist. Es zerfällt zunächst in immer kleinere Teile, dieses Mikroplastik wird von Tieren mit Plankton oder ähnlichem verwechselt und gefressen. Über Meerestiere kann das Plastik am Ende auch wieder in unsere Nahrung gelangen. Jährlich landen fast sieben Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. 9) WWF: Das kann kein Meer mehr schlucken: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll; Stand vom 14.12.2016 Plastikmüll kann ein ernstzunehmender Fluchtgrund sein. Verseuchtes Wasser nimmt Fischern die Lebensgrundlage und durch vergiftete Böden und Müll ist keine Landwirtschaft mehr möglich.
Fußnoten und Quellen:
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